Schade, den es ist schon wieder Geschichte, das 23. Weimarer Weinfest "Auf einen Schoppen bei Goethe". MEIN Weinfest
eben, natürlich das der TLZ und der Zeitungsgruppe Thüringen. Viel hätte nicht gefehlt und das Fest, das ich seit so vielen Jahren organisiere und
moderiere, wäre ohne meine aktive Beteiligung über die Bühne gegangen. Der schmerzliche Grund: bei einem bösen Sturz vor drei Wochen habe ich mir die rechte Schulter
mehrfach gebrochen. Nach den überaus schmerzvollen ersten Tagen und der Behandlung im Krankenhaus ist jetzt Besserung in kleinen Schritten angesagt. Aber es wird dauern.
Immerhin durfte ich an meinem Goethe-Weinfest wenigstens ein bisschen teilnehmen, sogar moderieren - denn das geht ja mit links, während der rechte Arm in einer so
genannten Schulterkorthese ruhig gestellt ist. Naja, es ist alles gut gegangen, der Genesungsfortschritt erkennbar, der Arzt und die Physiotherapeutin sind zufrieden, wie
rasch es vorangeht - und ich? Bin dankbar dafür, dass ich bei meinem Weinfest dabei sein durfte. Auch beim illustren Auftakt mit dem Dichterfürsten Goethe alias Hans-Peter
Körner und den Majestäten, etwa der Saale-Unstrut-Gebietsweinkönigin Lisa Blumenthal, der Weimarer Zwiebelmarktkönigin Sarah Huber und der Thüringer Weinprinzessin Jenny
Meinhart (im Bild von rechts /Fotos: tlz/Peter Michaelis)...
Natürlich waren sie nicht die einzigen Majestäten. Auch in diesem Jahr waren der Kitzinger Hofrat Walter
Vierrether und mehrere fränkische Weinmajestäten dabei: Anna-Lena (Rödelsee), Johanna (Abtswind), Anne (Nenzenheim/Iphofen), Michelle (Hüttenheim) sowie Ann-Kathrin
(Michelau/Steigerwald). Es war also wie immer ein toller Auftakt - mit viel Prominenz und der Schirmherrin, Thüringens Staatskanzleiministerin Marion Walsmann. Eine
Schirmherrin aus Erfurt, das gab es noch nie, konnte unser Chefredakteur Hans Hoffmeister bei der Begrüßung augenzwinkernd betonen. Ministerin Walsmann kam in Vertretung
unserer "Landesmutter", Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht, die war noch im Urlaub...
Ich habe den Auftakt buchtäblich "mit links" bewältigt und quasi "geschultert", war einfach froh, dies machen und so an meinem
Weinfest teilnehmen zu können. Alle Majestäten wurden vorgestellt und interviewt. Zum Auftakt gab es musikalisch von "Biba und den Butzemännern" auf die Ohren - da war ich
schon wieder auf dem Weg nach Hause. Ein Dank an die Zeitungsgruppe, die den Transfer organisiert und ermöglicht hatte. Das unser Dichterfürst schlecht bei Stimme - weil
nämlich heiser - war, sollte sich noch auswirken. Am Sonnabendmittag rief der Schauspieler und Kabarettist Hans-Peter Körner an, er sei krank und liege mit Fieber im Bett.
Kann man nichts machen. Gute Besserung, Hans-Peter, aber beim nächsten Weinfestauftakt, direkt am Goethe-Geburtstag 2013, ist unser Dichterfürst dann wieder
wohlauf...
Ich selbst war ja wohlauf und gut drauf, habe zum Auftakt auch unsere amtierende Zwiebelmarktkönigin auf der Weinfestbühne
vorgestellt: Sarah Huber. Ihre Amtszeit endet in wenigen Wochen, nämlich Anfang Oktober. Während Weinmajestäten natürlich eine Menge über den Wein und ihre Anbaugebiete
wissen sollten, kennt sich eine Zwiebelmarktkönigin über Zwiebeln aus - und in Sachen Weimar. Aber ein Patentrezept gegen tränende Augen beim Schneiden der Zwiebeln, das
wusste Sarah auch nicht. Die einen behelfen sich mit einer (Sonnen-)Brille, andere nehmen gleich die Schwimmbrille gegen eventuelle Reizungen. Die Meinungen über den
Erfolg gehen weit auseinander...
Den Freitag habe ich dann krankheitsbedingt ausgesetzt, Roland Rynkowski, der Frontmann von "Rest of best", musste es an diesem Tag
richten. Aber das hat er gut hinbekommen. Ratespiel und Weinschmeckerrunde. Abends war ohnehin seine olympiareife Band auf der Bühne. Mehr noch - es kam sogar Andreas
Greulich, der Kapitän der MS Deutschland, vorbei. Der Seefahrer des Luxusliners, der im Thüringer Wald - in einem Ort bei Tabarz zu Hause ist - kam in Jans auf den
Frauenplan, plauderte auf der Bühne über das Schiff, welches bei Olympia als Hotelschiff für VIP-Gäste in London vor Anker lag und am Ende viele deutsche Olympioniken nach
Hamburg schipperte. Ein Thema wurde aber nicht behandelt: Wie es nämlich passieren konnte, dass dem Olympiasieger auf dem Lido-Deck des Kreuzfahrtschiffes die Tasche mit
Papieren gekalut werden konnte. Übrigens wurde der Band "Rest of best" am letzten Abend nach langer Olympiaparty aus der MS Deutschland auch eine Tasche geklaut mit
Wertvollem, etwa einer guten Kamera. Die Band hatte sich einfach fürt wenige Stunden auf dem Deck zum Schlafen gelegt, um dann am Morgen ihre Bühne und das Equipment
abzubauen - und schwups - war die Tasche weg. Aufgetaucht ist sie bis heute nicht.... Für die Weinfestbesucher hatte Roland Rynkowski aber am Freitag eine
andere Überraschung parat:Reinhard Keitel, Keramikkünstler aus dem Weimarer Land, ließ am Freitag direkt am Goethehaus eine Skulptur entstehen, eine riesige Keramikflasche
wurde gebrannt, man könnte also sagen ein echter Goethe-Wein-(fest)-Brand.. Es sah gefährlich aus, doch die Feuerwehr war von Anfang an dabei, und das Verfahren selbst ist
High-Tech: Die Masse fürt die Skulptur wurde in eine glühend-rot-heiße Hitzematte gewickelt und auf diese Weise gebrannt. Beindruckend!. Kurz vor Mitternacht konnte
Reinhard Keitel seine Skulptur freilegen und dem Weinfestpublikum präsentieren. Die riesige Flaschenskulptur wurde später in das Keitel-Anwesen seiner Keramikschule
geschafft...
Nach einem erholsamen Genesungstag, dem Freitag, war ich - wie geplant - am Sonnabend wieder im Weindorf am Goethehaus. Am
Nachmittag trat eine Musikformation aus Erfurt auf, die Jazz und Swing servierte: "Saxtett", so der Name des Ensembles. Bis auf wenige Ausnahmen sind das alles
Hobbymusiker, die aber wirklich gekonnt und professionell Livemusik machten. Doch zu meiner Überraschung hatte die Band einen Drummer "im Boot", der selbst schon so
etwas wie Legende ist: Winfried Weigel ist nämlich schon 83 Jahre alt! Kein Schreibfehler! Der Drummer war schon zu DDR-Zeiten in der berühmten Erfurter Bigband von Lothar
Stuckart über Jahre dabei. Und Stuckart war das im Osten, was James Last im Westen war. Und Winfried Weigel war am Sonnabend so leidenschaftlich und gut aufgelegt bei der
Sache, dass ich moderationsmäßig einfach nur mehrmals meinen großen Respekt zum Ausdruck bringen konnte.
Am Samstagnachmittag fehlte der Dichterfürst. Er war krank. Stattdessen durfte ich die Repräsentanten des Thüringentages 2013 in
Sondershausen willkommen heißen: Maria und Thomas Otto. In historischen Kostümen warben Maria und Thomas für den Thüringentag vom 7. bis 9. Juni 2013 in der Musikstadt
Sondershausen. Und weil ich in eben dieser Stadt zu Hause bin seit mehr als zwei Jahrzehnten, habe ich natürlich auch auf das bevorstehende Sondershäuser Weinfest
hingewiesen, das an diesem Freitag beginnt und bis Sonntagabend dauert. Vielleicht sieht man sich dort ja,jedenfalls möchte ich mal kurz vorbeischauen...
Zumal doch "mein" Winzer auch in Sondershausen dabei ist: Ferdie vom Weingut Gebrüder Bauer aus Sponheim an der Nahe. Schon seit
rund zwei Jahrzehnten kommt Ferdie zum Goethe-Weinfest nach Weimar, etwa seit 15 Jahren nach Sondershausen, und bestimmt schon 20 Jahre zu den Festen nach Jena. Die
Familien Bauer haben in Thüringen seit vielen Jahren einen großen Stammkundenkreis und echte Freunde, zu denen ich mich auch rechne. Und dass der gute Wein von ihren
Rebhängen schmeckt, das versteht sich ja wohl von selber, oder?
Ich möchte dann noch über den Schlusstag des Goethe-Weinfestes einiges erzählen. Leichte Schlager-Unterhaltung war am Nachmittag
angesagt im Weindorf. Dazu hatte mir ein Freund aus Köln, der Event-Manager Peter Schneider (Multiline), mehrere Künstler "auf
Promotion-Tour" nach Weimar geschickt - die Sängerin Valerine Harvey aus Bonn, den Sänger Thomas Fauser aus dem schwäbischen Lichtenstein und das deutsch-spanische
Gesangsduo "Nicefield" aus Groß-Gerau in Südhessen. Valerine Harvey ist eine Künstlerin, die einerseits ein bisschen "kölsch-jeck" ist, also ein Stimmungs-Temperament. Auf
dem Weimarer Frauenplan sang und tanzte sie "barfuß im Regen", brachte neben eigenen Songs auch beliebte Cover-Titel zum Mitsingen von Andrea Berg und Helene Fischer zu
Gehör. Das hat dem Publikum Spaß gemacht.
Susanna und Andreas Schönfeld sind das Gesangsduo "Nicefield", bringen stimmungsvollen Popschlager
mit Urlaubsflair auf die Bühne. "Danke, dass es Liebe ist" titelt das Paar ihr aktuelles Album. Dort sind nicht nur schöne Covertitel wie "Guantanamera" zu finden, sondern
auch eigene deutsche und spanische Popsongs. "Zeit für die Liebe" ist ein Motto von ihnen - oder: "Teile deine Träume", was dann zweisprachig interpretiert wird. Überhaupt
ist das Duo immer wieder mit Titeln unterwegs, die deutsche Schlagertexte und spanische miteinander vereinen. Der Mix kommt an. Entsprec hend gut war auch am Nachmittag
die Stimmung im Weindorf.
Weniger mit dem Spanischen, dafür aber betont romantisch und manchmal auch mit "Italienisch für
Verliebte" stellte sich Thomas Fauser aus dem schwäbischen Lichtenstein beim Weinfest dem Publikum vor. "Stern meiner Sehnsucht" bekennt sich der smarte Interpret zum
romantischen Schlager. Mit solchen Titel kommt er besonders nbeim weiblichen Publikum gut an, etwa "Wenn ein Stern am Mimmel steht" oder mit "Ein Ja von Dir".
Zwar hätte Thomas das Temperament für Fetenhits, aber Ballermann-Atmospäre ist auf der Bühne nicht sein Ding, wie er im TLZ-Gesrpäch mir verriet. Er mag es betont
traditionell romantisch, Schmachtfetzen eben. Das Publikum mag es, zumindest ein Teil davon. Unterhaltungs ist immer Geschmacksache. Aber der Schlager rückt immer mehr in
das Blickfeld der jungen Generation, Fetenhits haben Konjunktur und auch eher weniger bekannte Künstler können nicht nur auf den Discobühnen beliebter Sonnenstrände mit
Titeln punkten, die das Urlaubsfeeling in heimische Gefilde transportieren.
Um das, was ankommt, kümmern sich Veranstalter, Event- und Künstler-Manager. Wie Peter Schneider -
ein erfahrener "Fuchs" aus Köln (rechts) oder "Torty" Torstens Matten (links) aus Frankfurt, eher noch ein Youngser im Business, wenngleich auch erfolgreicher DJ in der
Szene. Hier zusammen mit dem Sänger Thomas Fauser auf dem Weimarer Frauenplan schunkelnd bei den Darbietungen einer keck-barfüßigen Schlagerkollegin. Dusty Springfield
ließ grüßen. Jedenfalls hat es nicht nur den Machern von Veranstaltungen gefallen, sondern vor allem dem Publikum. Am 16. September steigt in der Erfurter Messehalle der
große MDR-Schlagermarathon, mehr als sieben Stunden sind dann mit Top-Titeln aus den Hitparaden angesagt. Das gleiche Genre, nur dass die Künstler "prominenter"
sind...
Dass aber weniger bekannte Interpreten durchaus richtig Stimmung auslösen können, dafür waren die
Auftritte beim Goethe-Weinfest gute Beispiele, auch wenn dort eben kein Massenbetrieb angesagt war. Es war am Ende nicht "wurscht", wie die Darbietungen ankamen. Aber die
Künstler von außerhalb Thüringens gönnten sich am Ende doch gerne eine echte Thüringer Bratwurst - wie hier Andreas und Susanna vom Duo "Nicefield". und das am Ende die
Thüringer Bratwurst wie auch einige Weine der Winzer "aus" waren, weil ausverkauft, ist sicher ein gutes Zeichen für das Fazit. Es hat den meisten Leuten gefallen,
basta.
Bleibt noch mein ganz persönliches Fazit: Das Goethe-Weinfest hatte am Ende Winzer, denen der Wedin ausgegangen war. Ein besseres Kompliment kann man sich kaum
wünschen. Programmseitig hatten wir eine gute Mischung. Danke. Was die Winzer angeht, war übrigens auch der beste Nachwuchswinzer Europas dabei: Matthias Schuh aus
Sörnewitz bei Meißen vom Weingut Walter Schuh. Der Junior hat die 7. European Wine Championchip in Ascoli Picene (Italien) gewonnen. Glückwunsch. Und stand ganz bescheiden
im Weinstand seiner Familie auf dem Frauenplan. Da freut es einen, wenn man Erinnerungen bekommt. Da ich gelegentlich gute Zigarren rauche, war es eine besondere
Freude, eine Zigarrenbox zu bekommen vom Weimarer Tabak- und Zigarrenkontor. Mit der Widmung zum 23. Goethe-Weinfest 2012. Die Kiste werde ich mir aufheben, schon deshalb,
weil ich dieses Weinfest mit "links" gemacht und geschultert habe, mit gebrochener Schulter im rechten Schulterkopf des Oberarms. Aber immerhin auf dem Wege der
Besserung. Man muss Signale positiv sehen - das tue ich. Danke den Künstlern und Förderern für die Unterstützung. Vor allem aber - zumVormerken - für das nächste
Goethe-weinfest: das findet vom 28. August bis zum 1. September 2013 statt, fünf Tage also, wir sehen uns...
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